GPS-Spoofing in der Logistik: Unsichtbare Gefahr für Lieferketten

Ob im Navigationssystem moderner Fahrzeuge oder im Tracking-Chip auf der Frachtpalette – GPS (Global Positioning System) ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil globaler Lieferketten und Mobilitätslösungen. Doch was passiert, wenn diese Technologie manipuliert wird? GPS-Spoofing ermöglicht es Angreifern, Positionsdaten gezielt zu fälschen – mit potenziell fatalen Folgen für Unternehmen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.

Wie funktioniert GPS – und was ist GPS-Spoofing?

Grundlagen: So bestimmt ein GPS-Empfänger seine Position

Ein GPS-Empfänger nutzt Signale von mindestens vier Satelliten, um den eigenen Standort zu ermitteln. Die Laufzeit der Signale wird analysiert, um daraus geografische Koordinaten (Länge, Breite, Höhe) zu berechnen. Diese Informationen werden dann für Navigationssysteme, Tracking-Dienste und automatisierte Logistikprozesse genutzt.

GPS-Spoofing: Manipulation durch gefälschte Satellitensignale

Beim GPS-Spoofing senden Angreifer gezielt gefälschte Signale mit stärkerer Intensität als die echten Satellitensignale. Diese werden vom GPS-Empfänger als „echt“ interpretiert, was zu einer falschen Standortbestimmung führt.

Technisch kommen hierfür Software Defined Radios (SDRs) wie der „HackRF One“ zum Einsatz. Diese ermöglichen es, Satellitensignale synthetisch nachzubilden und punktgenau zu manipulieren.


Einsatzbereiche von GPS – und warum sie ein Angriffsziel sind

GPS-Tracker sind heute aus vielen Branchen nicht mehr wegzudenken:

  • Logistik und Transport: Verfolgung von Lkw, Containern und Sendungen in Echtzeit
  • Carsharing & Flottenmanagement: Standortermittlung zur Freigabe oder Sperrung von Fahrzeugen
  • Personen- und Tierortung: Schutz von Kindern, Senioren oder Haustieren
  • Sport und Outdoor: Aufzeichnung von Routen beim Jogging, Radfahren oder Segeln
  • Asset-Tracking: Diebstahlschutz für Maschinen, Kunstwerke oder andere Wertgüter

Gerade in der Transportlogistik sind GPS-Tracker entscheidend für Planung, Sicherheit und Nachweisführung – und damit ein lohnendes Ziel für Cyberkriminelle.

Beispiel für einen GPS Spoofer
Beispiel für einen GPS Spoofer

Realistische Angriffsszenarien in der Logistik

1. GPS-Spoofing im Lkw-Tracking

Szenario:
Ein Angreifer platziert einen versteckten GPS-Spoofer im Laderaum eines Lkws oder in unmittelbarer Nähe. Während der Lkw auf einem Rastplatz steht, werden gefälschte Positionsdaten gesendet. Das GPS-Tracking-System meldet dem Disponenten weiterhin eine scheinbar korrekte Route – während der Lkw in Wahrheit stillsteht oder an einen anderen Ort gebracht wird.

Ziel:
Die Fracht kann entwendet werden, ohne dass das System Alarm schlägt oder die Polizei eingeschaltet wird. Der Diebstahl bleibt zunächst unentdeckt.

2. Live-Spoofing während der Fahrt

Szenario:
Ein mobiler Spoofer – z. B. im Fahrzeug eines Täters – nähert sich einem fahrenden Lkw. In Echtzeit werden manipulierte Koordinaten eingespeist, die eine Panne oder Streckenabweichung vortäuschen. Die Spedition reagiert mit einer Umleitung oder Stoppsignal.

Ziel:
Der Lkw wird gezielt an eine abgelegene Stelle gelotst, wo ein Überfall oder Diebstahl einfacher durchführbar ist – ohne direkten Verdacht.


Schutzmaßnahmen gegen GPS-Spoofing

Unternehmen sollten GPS nicht als alleinige Quelle für Positionsdaten betrachten. Um sich vor GPS-Spoofing zu schützen, empfehlen sich folgende Maßnahmen:

  • Redundante Ortungssysteme: Kombination mit alternativen Satellitennetzwerken wie Galileo oder GLONASS
  • Signalqualitätsüberwachung: Detektion plötzlicher Sprünge oder Anomalien in der Signalstärke
  • Antispoofing-Algorithmen: Moderne Tracker und Softwarelösungen erkennen Auffälligkeiten automatisch
  • Geofencing mit zusätzlichen Sensoren: Kombination mit Beschleunigungs-, Tür- oder Temperatursensoren für Plausibilitätsprüfungen
  • Audits und Penetrationstests: Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen der Tracking-Infrastruktur

Fazit: GPS ist nicht unfehlbar – Spoofing ist real

GPS-Spoofing ist längst keine theoretische Bedrohung mehr. Die Technik ist erschwinglich, mobil und einfach umzusetzen – besonders in schlecht überwachten Logistikprozessen. Unternehmen, die auf zuverlässige Standortdaten angewiesen sind, müssen handeln: Mit einem Mix aus Technologie, Sicherheitsbewusstsein und proaktiver Überwachung lässt sich die Angriffsfläche signifikant verringern.

Lukas Sökefeld

Cyber Security Consultant
Lukas Sökefeld beschäftigt sich täglich mit den neuesten Entwicklungen Zum Thema KI & Cybersicherheit und berät unsere Kunden online und vor Ort.

Jetzt weiterlesen!

Physical Security

Fahrzeugrückhaltesysteme richtig geplant: Sicherheit beginnt vor dem Zaun

Wenn es um den Schutz von Liegenschaften, Infrastrukturen oder öffentlichen Bereichen geht, denken viele zuerst an Zutrittskontrolle, Videotechnik oder Alarmanlagen. Doch eine zentrale Schwachstelle bleibt oft unbeachtet: die Zufahrt mit einem Fahrzeug – ob durch Unfall, Fahrlässigkeit oder Vorsatz.

Fill the Gap, Security Compliance

Die EU CER-Richtlinie erklärt – Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Mehr Sicherheit für Europas kritische Infrastrukturen: Die neue EU-Richtlinie zur Resilienz kritischer Einrichtungen (CER) bringt klare Vorgaben – auch für Unternehmen in Deutschland. Aber wer ist betroffen und was muss jetzt getan werden? Wir geben einen Überblick.

Fill the Gap

Roboter auf Patrouille – Wie Robotic und KI die Sicherheitsbranche verändern mit Severin Pfister (Ascento)

Sicherheitsroboter, die eigenständig Gelände überwachen, Anomalien erkennen und mit bestehenden Systemen kommunizieren – was nach Science-Fiction klingt, ist längst Realität. In der aktuellen Folge von FILL THE GAP, der Security Podcast sprechen wir mit Severin Pfister von Ascento, über den Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz im Objektschutz.

Alternativ zum Formular können Sie uns auch eine E-Mail an info@concepture.de senden.